Kreuzbiss
die Zunge — ein vielseitiges Organ
Ein ganz wesentliches Organ beeinflusst die Kiefer- und Gesichtsentwicklung maßgeblich — die Zunge.
Die Zunge ist ja bekanntlich ein Muskel, bestehend aus quergestreifter Muskulatur. Sie kann willkürlich zum Sprechen, Schlucken, Schmecken, usw. verwendet werden. Abgesehen von diesen wichtigen Eigenschaften kommt der Zunge auch eine Bedeutung bei der Entwicklung des Oberkieferbreitenwachstums zu.
korrekte Zungenlage
Zungenplatz über den Schneidezähnen
In Ruhelage, beim Schlafen oder beim Schlucken ruht die Zungenspitze ca. 1 cm oberhalb der mittleren Schneidezähne. Funktioniert das korrekt, kann der Oberkiefer durch die Einlagerung der Zunge während der Wachstumsphase von selbst in die Breite wachsen. Ein ausreichender Überbiss im Seitzahnbereich ist die Folge. Ein weiterer Vorteil der Breitenzunahme ist der zusätzliche Platzgewinn für Zähne im Zahnbogen.
Falscher Zungenplatz
Falscher Zungenplatz
Ruht die Zunge jedoch zu tief oder zwischen den Zähnen, fehlt der Wachstumsdruck in die Breite. Der Oberkiefer bleibt zu schmal, es besteht kein ausreichender Überbiss im Seitzahnbereich, sondern der Überbiss ist sogar überkreuzt. Davon leitet sich der Begriff Kreuzbiss ab.
Folgen des falschen Zungenplatzes
Platzmangel
Ein schmaler Oberkiefer mit zuwenig Wachstum in die Breite bedeutet zu wenig Zahnbogenlänge, und damit bleibt zu wenig Platz für die Zähne.
Folgen des falschen Zungenplatzes
Offener Biss
Liegt die Zunge zwischen den Zähnen, kann auch ein offener Biss entstehen. Hier können die Zähne nicht mehr weiter aus dem Kiefer herauswachsen, weil die Zunge das Herauswachsen der Zähne durch die falsche Einlagerung verhindert.
Kreuzbiss
Kreuzbiss bedeutet also “überkreuzter Überbiss” und ist meist bedingt durch einen zu schmalen Oberkiefer. Man spricht vom beidseitigen Kreuzbiss, wenn diese Fehlbisstellung links und rechts besteht. Vom zirkulären oder “rundherum” Kreuzbiss spricht man, wenn zusätzlich auch im Frontzahnbreich ein Kreuzbiss besteht.
Kreuzbiss beim Erwachsenen
Hier der schmale Oberkiefer einer erwachsenen Patientin. Bei fehlendem Wachstum war eine Verbreiterung mittels RPE (rapid palatal expander) nicht mehr möglich.
Zur Dehnung war in diesem Fall eine chirurgische Vorbehandlung der beteiligten Knochen notwendig.
Kreuzbiss beim Kind
Hier der einseitige Kreuzbiss bei einem Kind. Man beachte die falsche Zungenlage zwischen den Zahnreihen.
Details zur Kreuzbissbehandlung finden Sie hier
Kreuzbiss vor Behandlung
Hier der schmale Oberkiefer eines 11 jährigen Patienten. Aus Patientensicht rechts erkennt man im Seitzahnbreich eine Kreuzbissverzahnung.
Kreuzbiss nach Dehnung
Hier derselbe Oberkiefer nach erfolgter Dehnung um 8 mm in 3 Wochen mittels RPE. Beachten Sie, dass der linke Eckzahn nun ausreichend Platz zum spontanen Durchbruch hat.
Kreuzbiss vor Behandlung
Hier der schmale Oberkiefer desselben Patienten.
Kreuzbiss nach Dehnung
Am Abstand der Schraubenkörper erkennen Sie das Ausmaß der Dehnung (8 mm).
Behandlung eines Kreuzbisses
Die Behandlung eines Kreuzbisses im Kindesalter verläuft anders als im Erwachsenenalter. Ein Einzelzahnkreuzbiss wird anders therapiert als ein zu schmaler Oberkiefer mit Kreuzbissverzahnung.
im Kindesalter
Dehnung der Raphe mediana
Der Oberkiefer besteht aus zwei paarig angelegten Kieferhälften, die mittig über die Raphe mediana verbunden sind. Im Kindesalter ist jedoch die knöcherne Verbindung noch nicht vollständig durchbaut. Der Knochenspalt ist bindegewebig verschlossen. Dies bietet uns die Möglichkeit den Oberkiefer zu dehnen.
im Kindesalter
Schnelle Dehnung ist wichtig
Zähne bewegen sich langsam. Eine langsame Dehnung würde die Seitzähne langsam nach außen bewegen. Das wollen wir natürlich nicht. Deswegen soll man die weiche Gaumennaht durch eine schnelle Dehnung bei schmalem Oberkiefer bis zu 10 mm in drei Wochen dehnen.
im Kindesalter
Elastische Bindegewebsfasern
Das hier verwendete kieferorthopädische Gerät, RPE (rapid palatal expander) soll nun 6 Monate passiv festsitzend am Oberkiefer verbleiben, da ansonsten die elastischen Bindegewebsfasern die Knochen erneut zusammenziehen.
Behandlung eines Kreuzbisses im Erwachsenenalter
Dehnung der Raphe mediana
Die Dehnung der Raphe mediana ist nun nicht mehr immer spontan möglich, da das Wachstum in vielen Fällen bereits abgeschlossen ist.
Manchmal lässt sich jedoch auch bei Erwachsenen die Gaumennaht konventionell auch ohne chirurgischen Eingriff dehnen.
Wenn ein MKG chirurgischer Eingriff mit Schwächung der beteiligten knöchernen Strukturen notwendig ist, muss dieser an einer kieferchirurgischen Abteilung in Vollnarkose durchgeführt werden.
Schnelle Dehnung ist wichtig
Im Anschluss an eine SAGNE (surgical assisted Gaumen Naht Expansion) kann und soll auch eine schnelle Gaumennahtdehnung durchgeführt werden.
Dehnung mittels RPE
Patient:
Schutzbrillen aufsetzen
Kopf nach hinten überstrecken
Patient spürt einen leichten Druck für 20 Sekunden
am dritten Tag etwas mehr Druck, dann wird an den nächsten Tagen kein Druck mehr gespürt.
eine deutliche Lücke wird zwischen den Schneidezähnen sichtbar
Eltern:
Stirnlampe aufsetzen
auf 2 Uhr Position sitzen wenn Rechtshänder
2 x pro Tag drehen
Diese Oberkieferdehnung sollte rechtzeitig
durchgeführt werden!
Keine Dehnung mehr mit RPE nach Abschluss des Wachstums!